https://less-688i.blogspot.de/2018/03/sport-gedanken-zum-reiten-ii.htmlVom Unwichtigen (Kleidung) über das Wichtige (Sitz) hin zum Essenzielen: das Thema Pferd und Reitergewicht beschäftigt mich seit Kurzem. Leider gibt es dazu nur wenige belastbare Quellen, doch ich werde versuchen, künftig mehr dazu in Erfahrung zu bringen. Nun aber zum Text.
Wenn man sich allerdings ein beispielhaftes Pferd mit 500 kg hernimmt, dann machen 20 % eine Gewichtsschwankung von 100 kg aus. Mir scheint das keinesfalls unrealistisch zu sein.
Das Gewicht tragen Pferde natürlich nicht die ganze Zeit mit sich herum. Auch ein Reitpferd trägt einen Reiter nur sehr begrenzte Zeit durch die Gegend. Allerdings gibt es zwei gravierende Unterschiede zwischen Mehrgewicht durch angefutterte Fettreserven und dem Reiter(-gewicht).
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Felix Haßmann auf Lianos, Bild von Nordlicht8, Lizenz: CC BY-SA |
Das Pferd
Ein Pferd ist nicht per se dazu geschaffen, einen Reiter zu tragen (ich möchte die Grundsatzdiskussion über das Reiten nicht führen, weil ich es für mich für vertretbar halte, mir geht es um etwas anderes). Ein Pferd ist durchaus dazu gemacht, Gewichtsschwankungen zu (er-)tragen, ohne davon krank zu werden. Diese Gewichtsschwankungen ergeben sich durch Trächtigkeit, aber auch, insbesondere bei (beinahe) wild lebenden Pferd, durch das Fettdepot, dass sich vor dem Winter angefressen wird. Diese Schwankungen können sehr groß sein, durchaus im zweistelligen Prozentbereich des Gesamtgewichts. Ich meine, irgendwo mal die Zahl 20 % gelesen zu haben, finde die Quelle dazu aber nicht mehr. Ich versuche das nachzureichen.Wenn man sich allerdings ein beispielhaftes Pferd mit 500 kg hernimmt, dann machen 20 % eine Gewichtsschwankung von 100 kg aus. Mir scheint das keinesfalls unrealistisch zu sein.
Das Gewicht tragen Pferde natürlich nicht die ganze Zeit mit sich herum. Auch ein Reitpferd trägt einen Reiter nur sehr begrenzte Zeit durch die Gegend. Allerdings gibt es zwei gravierende Unterschiede zwischen Mehrgewicht durch angefutterte Fettreserven und dem Reiter(-gewicht).
- Der Reiter oder die Reiterin fordert das Pferd auf eine Weise, in der es sich ohne Reiter möglicherweise nicht bewegen würde. Viele Ausprägungen des Reitsports sind hier beispielhaft: Versammlung und Aufrichtung in der Dressur, das Springen an sich, Reining und andere anspruchsvolle Disziplinen des Westernsports, lange Distanzritte, auch nur das Reiten auf schlecht oder gar nicht gymnastizierten Pferden. Letzteres führt uns mehr oder minder direkt zum Zeiten Punkte:
- Der Reiter oder die Reiterin wirken sehr punktuell ein. Auf den Rücken. Und nur da. Fett verteilt sich, der Reiter tut das (zumindest wenn alles nach Plan läuft) nicht.
Man kann ein Pferd dazu befähigen, das Reitergewicht möglichst ohne schädigenden Einfluss auf den Rücken zu tragen. Dazu gehört aber eine fundierte Ausbildung von Pferd und Reiter, einschließlich gezielten Muskelaufbaus. Nur wenn das Pferd in der Lage ist, Last mit der Hinterhand aufzunehmen und den Rücken aufzuwölben, damit der Bänderapparat das Reitergewicht mittragen kann und das Pferd durch das Gewicht nicht ins (vorstellbarerweise schmerzhafte) Hohlkreuz gedrückt wird, kann das funktionieren. Die Fähigkeit, ein Pferd in dieser Form zu trainieren setzt allerdings auch ein reiterliches Können und physiologisches Wissen voraus, das viele Reiter meiner Ansicht nach nicht haben.
Dass dazu ein Sattel gehört, der den Pferd und - genauso wichtig - auch dem Reiter passt, ist selbstverständlich.
Allerdings bedeutet das nicht, dass allein Training ausreicht, um das Pferd gesund zu erhalten, egal wie schwer der Passagier auf dem Rücken ist. Ein Pferd besteht, ein prüfender Blick kann das bestätigen, nämlich aus mehr als nur einem Rücken, der geschädigt werden kann. Der komplette Bewegungsapparat, vier lange Beine mit Gelenken, Sehnen und Bändern und ein komplexer Huf, der weit weniger tot, hart und widerstandsfähig ist, als er von außen auf Laien wirkt, gehören auch dazu. Und das ist auch der Punkt, an dem das Argument "wenn man gut sitzen kann, ist das Gewicht egal" bzw. in abgewandelter Form "wenn ein leichter Anfänger dem Pferd in den Rücken plumpst, ist das viel schlimmer" nicht mehr greift. Denn egal wie gut das Übergewicht im Sattel sitzt (und glaubt mir, mit weniger Gewicht sitzt es sich entschieden besser), das Gewicht kommt trotzdem in den Beinen an. Bei jedem Schritt, Tritt oder Sprung. Das ist reine Physik. Und je intensiver das Training, desto intensiver diese Belastung.
Mir scheint es also auf der Hand zu liegen, dass es durchaus ein "Zuviel" an Reitergewicht geben kann, das sich nicht mehr durch die Wahl eines "stärkeren" Pferdes oder einen noch so guten Sitz ausgleichen lassen. Wo dieses Maß liegt, weiß ich nicht, weil die Angaben, die ich dazu gefunden habe, irgendwie willkürlich wirken und keine Evidenz entfalten.
So oder so sollte sich jede Reiterin, jeder Reiter und generell jeder Pferdesportler fragen, ob das Gewicht, dass sie oder er dem Sportpartner Pferd zumutet, wirklich sein muss.
P.S.: Ich werde das Thema in den kommenden Wochen und Monaten sicherlich noch das eine oder andere Mal aufgreifen. Dann kann ich hoffentlich noch mehr erzählen zu Stichworten wie "Gewichtsträger", dem Prinzip der Gymnastizierung von Pferden oder dem Zusammenhang zwischen einem Pferderücken und der Biegelinie aus der Technischen Mechanik-Vorlesung im zweiten Semester. Ich hoffe, ich finde in der Zwischenzeit mehr Belege oder auch Tiermediziner, die sich damit befassen.
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